Bettina Limperg BGH-Präsidentin stammt aus Wuppertal

Wuppertal / Karlsruhe · Seit 2014 ist Bettina Limperg Präsidentin des Bundesgerichtshofes (BGH) in Karlsruhe. Sie ist die erste Frau an der Spitze des höchsten deutschen Zivil- und Strafgerichts. Und sie stammt aus Wuppertal, wo sie nächste Woche einen Vortrag hält.

Bettina Limperg: Die Rechtskunde AG am Kothen weckte ihr juristisches Interesse.

Foto: Bundesgerichtshof

Eingeladen hat sie die Bergische Juristengesellschaft, deren langfristiges Ziel es ist, an der Wuppertaler Uni eine juristische Fakultät zu etablieren.

Einer breiten Öffentlichkeit ist die Ausnahmejuristin weitgehend unbekannt geblieben. Weil Bettina Limperg (58) das so wollte, denn öffentliche Aufmerksamkeit ist der gebürtigen Wuppertalerin eher eine Last. In ihrer Vita taucht der Name ihrer Geburtsstadt nur bis zum Abitur auf, dann nicht mehr. Bettina Limperg (das ist auch ihr Geburtsname) hat die Grundschule Distelbeck besucht, wechselte auf das Gymnasium am Kothen — dort war ihr Vater Gerd Lehrer für Mathematik und Physik und etliche Jahre stellvertretender Schulleiter.

Bettina Limperg erinnert sich: "Im Rahmen einer Arbeitsgemeinschaft gab es einen Rechtskunde-Unterricht, den ein Vorsitzender Richter des Landgerichts gab. Das hat mich begeistert und war sicher einer der Auslöser, Jura zu studieren." Dieser Weg führte sie zum Studium nach Freiburg und Tübingen — danach nach Stuttgart zum Amts- und Landgericht. Von dort ging es als wissenschaftliche Mitarbeiterin nach Karlsruhe zum Bundesverfassungsgericht.

Nach mehreren Karrierestationen im süddeutschen Raum war sie zuletzt in Stuttgart Amtschefin des Justizministeriums. Schließlich landete sie vor fünf Jahren im Erbgroßherzoglichen Palais, dem Stammsitz des BGH in Karlsruhe. Als der Anruf von Justizminister Heiko Maas bei der parteilosen Juristin ankam, war sie überrascht und soll gefragt haben: "Gibt es keine Besseren?" Zweifel gehören zu ihrem Leben. Sie sieht darin eine "richterliche Tugend".

Der Wuppertalerin wird eine unaufgeregte Amtsführung bescheinigt, die "Frankfurter Allgemeine Sonntags-Zeitung (FAS)" schrieb in einem der wenigen größeren Texte über die Mutter zweier Kinder: "Auf ihrem Weg an die Spitze hat sie zahlreiche Zweifler überzeugen müssen — unter anderem sich selbst." Aber Limperg hat auf geräuschlose Weise viele Brandherde im BGH befriedet. "Ich versuche, Probleme im Diskurs zu lösen", sagte sie der FAS.

Zu den öffentlich eingestandenen Leidenschaften der Frau mit dem großen Fingerspitzengefühl zählt die Musik. Heute singt sie im Chor des BGH. Dort duzt man sich, nur die Chefin nicht, und sie glaubt auch: "Der Chorleiter traut sich wohl nicht, mich zu kritisieren, wenn ich schief singe."

Übrigens, so ganz ohne Öffentlichkeit kommt auch Bettina Limperg nicht aus: Für den Ökumenischen Kirchentag 2021 in Frankfurt am Main wurde sie zur Präsidentin ernannt. In ihrer Gemeinde hilft sie bei Altkleidersammlungen. Und auch auf Wuppertal freut sich Bettina Limperg: "Ein Teil meiner Familie lebt ja hier."