Hochschul-Sozialwerk Wuppertal Bafög-Förderung auf Rekordtief
Wuppertal · Das Amt für Ausbildungsförderung des Hochschul-Sozialwerks Wuppertal meldet ein neues Rekordtief beim Bafög: Gegenüber dem Vorjahr ging die Anzahl der Geförderten nochmals um 9,5 Prozent zurück. Von 22.465 eingeschriebenen Studierenden in Wuppertal erhielten nur 3.724 die staatliche Ausbildungsförderung, heißt es von Seiten des Hochschul-Sozialwerks.
Damit wurden in Wuppertal 2018 nur noch 16,6 Prozent der Studierenden gefördert. Hochschul-Sozialwerk-Geschäftsführer Fritz Berger, der auch Vorsitzender des bundesweiten "Ausschusses für Studienfinanzierung" des Deutschen Studentenwerkes ist, beklagt seit Jahren einen Sinkflug und - damit einhergehend — einen beträchtlichen Bedeutungsverlust des Bafög.
Fritz Berger: "Einem Rekordhoch bei den Studentenzahlen steht ein historischer Tiefststand beim Bafög gegenüber. Das Bafög wurde in der letzten Legislaturperiode 7 Jahre lang nicht angepasst. Als die Anpassung dann zum Wintersemester 2016 endlich kam, fiel sie bei Bedarfssätzen und Freibeträgen zu niedrig aus und erreichte viele Studenten nicht mehr."
Zum Vergleich - im Sommer 2012 erhielten in Wuppertal immerhin noch knapp 25 Prozent der Studierenden Bafög. Seitdem stiegen die Studienkosten kräftig an, vor allem die Mieten. Das belastet gerade jene, die knapp über den bisherigen Anspruchsgrenzen liegen - immer mehr Studenten mußten sich angesichts nach und nach sinkender Förderbeträge umorientieren.
Mangels Bafög jobben die Studierenden immer mehr - so viel, dass sich die Studienzeiten inzwischen wieder verlängern. Bundesweit jobben zwei von drei Studenten, in Wuppertal sogar 75 %.
Die Bundesregierung will die Bafög-Förderung ab dem Wintersemester 2019 (in zwei Stufen bis 2020) von 735 Euro auf insgesamt 850 Euro anheben. Die Elternfreibeträge sollen bis 2012 in drei Schritten um 16 Prozent steigen.
Ob dadurch der Bedeutungsverlust gestoppt und eine Trendumkehr erreicht werden kann, bezweifeln viele Bildungsökonomen, heißt es vom Hochschul-Sozialwerk.
Auch Fritz Berger ist skeptisch: "Für eine Trendwende fällt die Anhebung der Bedarfsätze zu gering aus. Auch fehlt weiterhin eine gesetzliche Verstetigung der Förderung. Die Wohnförderung ist für die Ballungsräume nicht auskömmlich. Bei Strukturveränderungen im Studium darf das Bafög nicht leerlaufen. Und - die Antragstellung müsste deutlich vereinfacht werden!"
Der Geschäftsführer des Hochschul-Sozialwerks Wuppertal hofft darauf, dass sich die Wuppertaler Bundestagsabgeordneten fraktionsübergreifend im noch laufenden Gesetzgebungsverfahren für deutlichere Verbesserungen einsetzen. Berger: "Das Bafög war in der Vergangenheit ein Garant für Bildungsaufstieg und Chancengerechtigkeit. In Zeiten von Fachkräftemangel und grundlegenden Veränderungen durch Digitalisierung muss es diese Funktion wieder erfüllen können — und zwar mehr denn je."