Nach Toreschluss - die Wochenendsatire Extremsport in Vonkeln
Wuppertal · Die einzig brauchbaren Eisheiligen sind ja meiner Meinung nach Fürst Pückler und Nogger. Die für das Wetter zuständigen kann man dagegen vergessen, wie man am Temperatursturz sieht. Ich habe trotzdem einen heißen Veranstaltungstipp für Sie: Gehen Sie doch mal zum Pickfest in Vonkeln!
Die einzig brauchbaren Eisheiligen sind ja meiner Meinung nach Fürst Pückler und Nogger. Die für das Wetter zuständigen kann man dagegen vergessen, wie man am Temperatursturz sieht. Ich habe trotzdem einen heißen Veranstaltungstipp für Sie: Gehen Sie doch mal zum Pickfest in Vonkeln!
Dort findet an diesem Wochenende die Weltmeisterschaft im Picken statt. Weltmeisterschaft ist allerdings relativ, weil es auf den insgesamt fünf Kontinenten nur noch einen einzigen Verein gibt, in dem dieser Extremsport von ungefähr 50 Leuten betrieben wird. Da ich selbst bereits zweimal gepickt habe, kann ich mich also durchaus zur erweiterten Weltklasse im Picken zählen.
Daher habe ich auch eine leise Ahnung davon, warum sich die Popularität des Pickens in Grenzen hält und sich genau genommen auf den engsten bewaldeten Umkreis des zuständigen Pickvereins Grüne Eiche e.V. beschränkt. Sie werden mir folgen können, wenn ich Ihnen den Picksport in groben Zügen erkläre:
Picken ist dem Kegeln nicht unähnlich, aber ganz anders. Der nicht notwendigerweise völlig austrainierte Athlet stellt sich dabei auf eine Spielbahn und muss aus acht Metern Entfernung leicht schmärige Holzklötze auf winzige Nuppis schmeißen, die in einer Art Kugelstoßring stehen, vor dem ein Stück Blech liegt. Ziel des Pickens ist, möglichst viele dieser sechs Zentimeter hohen Nuppis umzuschmeißen, was durch ein Regelwerk erschwert wird, auf das man nur kommen kann, wenn man im 13. Jahrhundert (so alt ist das Picken angeblich) sehr viel Zeit sehr tief im Wald verbringen musste.
Mit dem Wurfholz ist nämlich zwingend zunächst der Nuppi am vorderen Rand des Rings zu treffen, vor dem unmittelbar das besagte Blech positioniert wurde. Berührt das Wurfholz das Blech und es scheppert, zählt der Wurf nicht. Trifft man den vorderen Nuppi nicht, dafür aber andere, zählt der Wurf auch nicht. Trifft man gar nix, zählt der Wurf sowieso nicht. Der Wurf zählt deshalb in der Praxis eigentlich nie.
Sie müssen sich das ungefähr so vorstellen, als würde in der Fußball-Bundesliga nicht auf normale Tore, sondern auf die ZDF-Torwand mit ihren beiden kleinen Löchern gespielt, vor die dann jede Mannschaft sicherheitshalber noch jeweils zwei Verteidiger stellt.
Erschwerend kommt hinzu, dass das Picken im Gegensatz zum aus Komfortgründen weitgehend elektrifizierten Kegeln noch komplett stromlos betrieben wird. Die von Pick-Dilettanten aus der erweiterten Weltklasse wie mir konsequent regelwidrig abgeräumten Nuppis müssen also alle erst händisch wieder aufgestellt werden, bevor der nächste ungültige Wurf ausgeführt werden kann. Das trägt nicht unmittelbar zur Dynamik des Picksports bei. Möglicherweise heißt das Picken sogar Picken, weil sich die Picksportler im Stil von Tauben immer wieder gen Bogen beugen müssen, um die Nuppis einzusammeln.
Dass es trotz aller Widrigkeiten Menschen gibt, die ihr Wurfholz aus acht Metern offenbar regelmäßig in die etwa ein Mikromü große Einflugschneise für einen regulären Treffer schleudern können, ist eine tief im Vonkelner Wald verborgene sportliche Sensation und unbedingt sehenswert. Ich würde das so einordnen, als hätte Boris Becker Wimbledon mit einem Baseballschläger gewonnen.
Das schöne am Pickfest ist daher vor allem, dass man nicht selbst picken muss und es in der lauschigen Wald-Arena der Grünen Eiche nach der Weltmeisterschaft Rockmusik und schönen schottischen Folk gibt. Guten Malt-Whisky haben sie da im Wald übrigens auch, was nahe liegt. Die Highlander werfen ja auch schon mal mit ganzen Baumstämmen um sich. Bei denen sind nur die Regeln nicht so kompliziert ...
Bis die Tage!